Im Reich der bleichen Berge

Es ist mal wieder Zeit für eine kleine Zwischenbilanz: 

Strecke: 900 km

Aufstieg: 42.500 hm

Abstieg: 41.700 hm

45 Gehtage 

256 Stunden reine Gehzeit 

6 Ruhetag

1 Regenwandertag


In den letzten Tagen geht es duch die wunderbare Welt der Dolomiten. Schon rund um die drei Zinnen stecken wir mitten drin. Fast die ganze Zeit hat und die Königin der Dolomiten im Blick- die Marmolata. Ein tolles Bild! Fast immer, wenn wir nach Süden blicken, leuchtet uns ihr weißer Gletscher entgegen. 


Wir überqueren als erste Gruppe nach den drei Zinnen die Tofanes Gruppe. Und wie noch viele weitere Male in den Dolomiten hat es auch hier ein paar Murmeltier, die fast darauf warten, sich vor Wanderern zu balgen. Überhaupt nicht scheu, lassen Sie sich von uns nicht stören. Wir können sogar relativ nah ran gehen. Das ist schon faszinierend! 


Unsere weitere Wanderung führt uns in eine Gegend, die ich vom Traumpfad München Venedig schon kenne. Ein Blick von Nord nach Süd verdeutlicht mir unsere damalige Wanderstrecke. Im Norden ragt der Olperer stolz in den zillerlaler Alpen empor. Südlich davon erkenne ich den Peitlerkofe, die Puez-Geisler-Gruppe, den Sellastock mit den Piz Boe, die Marmolata und schließlich die 1000m hohen Wände der Civetta. Ich finde es spannend in ein Gebiet zu kommen, das ich schon kenne. Und an der Faszination und Schönheit hat sich hier nichts verändert! 


Kaum nähern wir uns Parkplätzen oder einer der unzähligen Seilbahnen ist es mit der Ruhe in den Bergen vorbei. Die Tagestouristen strömen auf den Berg! Bei dieser Landschaft und den tollen Fernblicken auch kein Wunder! Sieht man doch im Osten, Süden und Westen die typischen bleichen, steil abfallenden Berge mit den hohen beeindruckenden Wänden. Im Norden dagegen erheben sich die schneebedeckten Gipfel der zillerlaler, stubaier Alpen und im Anschluss daran die Texelgruppe und etwas südlich der Ortler! Was für ein Bild!


Für so eine Sicht muss natürlich das Wetter passen. Und wer in meiner Zwischenbilanz fleißig mitgelesen hat, der wird feststellen, dass ich erst einen Regenwandertag hätte. Das ist schon der Wahnsinn! Das heißt allerdings nicht, dass es die ganze Zeit nicht geregnet hat! Nur nicht, wenn ich unterwegs war. In der letzten Zeit zieht jeden Abend ein Gewitter in die Berge. Abends scheppert es dann manchmal gewaltig und am nächsten Morgen erwartet uns strahlender Sonnenschein und blauer Himmel! So muss es sein! Nur als wir am Sonntag auf der Plattkofelhütte aufwachen und nach draußen schauen, sehen wir heftig runterprasselnden Regen. Immer wieder Blitz und Donner. So geht das schon seit dem Abend. So ein langes und hartnäckiges Gewitter habe ich noch nie erlebt. Alle in der Hütte lassen es langsam angehen. Keinen zieht es nach draußen. Doch die meisten müssen irgendwann. Schließlich ist das Wochende zu Ende! Da ich sowieso dringend einen Tag Ruhe brauche, und unser Weg auf nassen, matschigen und zum Teil steilen Wegen wenig erquickend und auch etwas gefährlich werden könnte, kriechen wir nach dem Frühstück wieder ins warme Bett, während über uns der Regen aufs Dach prasselt und Blitze das Zimmer erhellen. Gegen Mittag ist der Spuck zu Ende, doch ein kalter Wind peitscht über die Berge. 

Wie dringend ich diesen Tag Ruhe brauch, merke ich schnell. Nach einem weiteren Morgen- Mittags- und Nachmittagsschlaf, ja gefühlt schlafe ich den ganzen Tag, fühle ich mich wieder fit und erholt.


Am nächsten Morgen kann ich es kaum erwarten, wieder los zu gehen. Strahlend blauer Himmel erwartet uns. Und die Wanderung über die größte Almhochfläche Europas, die Seiser Alm, ist ein Traum! Im heftigen Regen wäre das allerdings ein unangenehmes Unterfangen geworden. Der Weg führt uns dann über die Schlerngruppe zu unserem letzten Gipfel der Dolomiten, dem Monte Petz. Und wieder erwartet uns ein Panorama wie auf einer Postkarte.

Da uns durch den Ruhetag ein Tag fehlt, folgt nun der Abstieg durch eine tolle Schlucht, die Bärenfalle, nach St. Zyprian. Mittlerweile nur noch auf 1000m erwartet uns eine Hitze, die wir nicht mehr gewohnt sind. Nicht traurig, dass uns der Abstieg bei 34 Grad durch sonnige Felder und Weinreben erspart bleibt, steigen wir in den Bus nach Bozen. Da hat sich der Ruhetag doppelt gelohnt. Ich bin wieder richtig fit und die Wanderung über die Schlerngruppe ist so schön, dass gutes Wetter unbedingt dafür genutzt werden muss!


In Bozen muss ich mich leider von meiner Begleitung seit Arnoldstein verabschieden. Es war wirklich schön! Doch heute Mittag warten schon die nächsten auf mich. Was für ein Luxus!